Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 14. September 1998

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"Datenschutz
Wieviele Männer kandidieren für die CDU? Wieviele Kandidaten der Arbeiterpartei SPD sind tatsächlich Arbeiter? Und wieviele Lehrer? Wie alt sind die Kandidaten der jungen Grünen? Grüne, Schwarze und Rote sind sich einig - hier hat Stillschweigen zu walten. Wegen des Datenschutzes, na klar. Alter? Datenschutz. Beruf? Datenschutz. Eine schöne, eine demokratische Ausrede. Der Bundeswahlleiter sieht es anders: nix Datenschutz. Laut Parteiengesetz seien Alter, Beruf und Geschlecht aller Kandidaten öffentlich. Die Parteien wollen das nicht einsehen. Nur die FDP will die Daten ihrer Kandidaten nicht schützen." Kommentar Tsp 14.9.98 S. 10

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"Die Kriminalitätsschwerpunkte verlagern sich nur
Zu Ihrem Beitrag 'Big Brother ist watching you' am 7. September: 'Big Brother has arrived and we love him' bemerkte ein englischer Polizeichef vor kurzem, und auch bei Innensenator Schönbohm steht die ständige polizeiliche Videoüberwachung öffentlichen Raumes 'ganz oben auf der Tagesordnung'. Im Abgeordnetenhaus wird man sich in nächster Zeit damit beschäftigen. ... Die Straßenkriminalität, um deren Bekämpfung es hier in erster Linie geht, ist 1997 um 8.2 Prozent zurückgegangen. Die mittlerweile recht erfolgreiche Umsetzung des 'Berliner Modells' trägt bereits Früchte. Für eine umfangreiche Videoüberwachung müßte aber wieder 'Grün' von der Straße abgezogen werden, ein Teil der gewonnenen Bürgernähe würde wieder verlorengehen. Hinzu kommt, daß der direkte Zusammenhang zwischen Videoüberwachung und einem Rückgang der Kriminalitätsrate, ähnlich wie beim 'Null-Tolerance' Prinzip, von unabhängigen Sachverständigen immer stärker bezweifelt wird. Ganz abgesehen von beträchtlichen bürger- und datenschutzrechtlichen Problemen sind die Auswirkungen offensichtlich. Ein krimineller Junkie am Hermannplatz wird aufgrund der Videoüberwachung nicht darauf verzichten, sich Geld für seine Sucht zu beschaffen. Er ändert vielleicht seine Vorgehensweise oder wechselt an einen noch nicht überwachten Ort. Ein Taschendieb wird sich dagegen nicht umschulen lassen, auch er wird der Überwachung ausweichen. Die Folge ist die Verlagerung und nicht die Eindämmung von Kriminalitätsschwerpunkten. Hinzu kommt das Phänomen, daß in Videoüberwachten Gebieten die Zahl der Anzeigen zurückgeht und die Hilfsbereitschaft der Bürger sinkt. Die Bevölkerung fühlt sich nicht mehr verantwortlich und zuständig, der Staat hat ihnen alles abgenommen. Das Streben nach der ständigen Videoüberwachung öffentlichen Raumes ist das Streben nach dem größten Sheriffstern. Das Ergebnis wäre wieder einmal die Einschränkung von Grundrechten, die Verschwendung von Steuergeldern und das Setzen eines falschen politischen Signals." Leserbrief Tsp 14.9.98 S. 17

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"Lauschangriff auf Fischer?
Die Auslieferung des in Frankreich festgenommenen mutmaßlichen Ex-Terroristen Hans-Joachim Klein dauert länger als erwartet. ... Im Zusammenhang mit der Klein-Fahndung plante das Bundeskriminalamt nach Informationen der Nachrichtenmagazine 'Spiegel' und 'Focus' eine Telefonüberwachung der Grünen-Politiker Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit. ... Die Überwachung sei jedoch von einem Amtsrichter abgelehnt worden. Die Staatsanwaltschaft dementierte Überwachungspläne." ND 14.9.98 S. 4

"Auf Cohn-Bendit war Lauschangriff geplant" taz 14.9.98 S. 9

"Ermittler wollten offenbar Cohn-Bendit abhören" FAZ 14.9.98 S. 5

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"Polizeidirektor will Verfassungsschutz wegen Rufschädigung anzeigen
Scientology-Affäre: Der V-Mann galt schon der Stasi als unzuverlässig ... Es sei mehr als fraglich, ob die Informationsbeschaffung des Landesamtes bei der Gauckbehörden rechtlich korrekt war, sagte Renate Künast, Vorsitzende der Grünen-Fraktion." BerlZtg 14.9.98 S. 21

"Berliner Verfassungsschutz muß V-Mann vor Scientology schützen
Schönbohm sieht 'Fehler' bei Bewertung der Stasi-Quelle" MoPo 14.9.98 s. 1

"Schlechter Stasi-Agent wurde 'guter' V-Mann
Berliner Verfassungsschutz-Affäre geht weiter" MoPo 14.9.98 S. 5

"Dreksler will Verfassungsschutz anzeigen" Welt 14.9.98 S. 29

"Für eine Million Mark neue Identität für den V-Mann? taz 14.9.98 S. 9

"Mißtrauensantrag gegen Schönbohm
Grüne: Senator ist für Verfassungsschutzaffäre verantwortlich" taz 12.9.98 S. 23

"Berliner Verfassungsschutz kann seinen V-Mann nicht fallenlassen
Fürsorge braucht auch der Stasi-Mann"
Kommentar taz 14.9.98 S. 12

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"Weiter Kinderpornos im Internet
Schutzbund macht die Innenminister der Länder haftbar ... Es sei eine Schutzbehauptung, daß die Internet-Täter nicht zu fassen seien. Jeder Internet-Benutzer hinterlasse Spuren. Notwendig sei eine Änderung des Multimediagesetzes, ... Jeder Provider müsse dazu verpflichtet werden, die Daten über Zu- und Abgänge ihrer Kunden (Logfiles) mindestens vier Monate zu speichern. ... Von den Online-Diensten und anderen Internet-Providern verlangte Wilken, daß eine Online-Registrierung nur erfolgen dürfe, wenn die Identität des Teilnehmers überprüft worden sei." FR 14.9.98 S. 22

"Im Internet weiter Kinderpornographie" Welt 14.9.98 S. 5

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"Im Internet liest sich Politik wie Porno
Juristen sehen Clinton am modernen Pranger / Techniker loben Leistung des Netzes" FR 14.9.98 S. 2

"US-Präsident Bill Clinton steht am elektronischen Pranger. Mit der Veröffentlichung des Berichts von Sonderermittler Starr im Internet fragen sich die meisten Amerikaner: Was ist schlimmer? Die Details aus Clinton Sexaffäre mit einer Praktikantin oder deren Veröffentlichung?
Ein Übermaß an Peinlichkeiten" taz 14.9.98 S. 3

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"Sicherer Zustellwagen für Post entwickelt
Einen verschließbaren Zustellwagen für die Deutsche Post hat die Herold und Semmler Transporttechnik GmbH, Merzdorf (Elbe-Elster), entwickelt." MoPo 14.9.98 S. 13

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" 'Lügendetektor-Test nicht überschätzen'
Schmidt-Jortzig: Nur ein Beweismittel unter vielen" FAZ 14.9.98 S. 4


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